Mit der Fertigstellung des neuen Gebäudes für Kindergarten und Sekundarschule feiert der MONTESSORI Förderkreis Nürnberg e. V. einen Meilenstein. Neben dem eigenen Gebäude für die Kinderkrippe, dem Altbau mit seiner Nutzung für Hort, Primarstufe und Ganztagsbereich für die Mittelstufe entstand nun ein Neubau für Kindergarten, Jugend- und Oberstufe. Damit entstehen fünf zusätzliche Plätze im Kindergarten, 50 neue Plätze in der Primarstufe und 75 weitere Plätze für Schüler*innen der Sekundarschule. Durch den Umzug der Sekundarschule in den Neubau werden ab dem Schuljahr 2023/2024 außerdem 50 weitere Betreuungsplätze im Hort angeboten. Somit sind insgesamt 125 Betreuungsplätze im Hort verfügbar.
Durch die Erweiterung stehen den heilpädagogischen Fachkräften des Zentrums neue Räumlichkeiten zur Verfügung. Dies ermöglicht den Ausbau des heilpädagogischen Angebots und die differenzierte Betreuung unserer Kinder und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf. Insgesamt haben aktuell rund 8 % unserer Kinder und Jugendlichen einen festgestellten besonderen Förderbedarf.
Damit das neue Gebäude die Montessori-Pädagogik bestmöglich unterstützt, entstanden für den Kindergarten um den Bewegungsraum als zentrales Element herum zwei Bereiche für jeweils zwei Gruppen. Jedes dieser Cluster hat einen eigenen Eingang, um ein individuelles Begrüßen und Verabschieden zu ermöglichen. Die zusammengehörenden Gruppen nutzen gemeinsam je einen Sanitärraum sowie einen Ruhe- und Intensivierungsraum. Für jedes Cluster ist eine gemeinsame Loggia und ein direkter Zugang zum Garten angelegt. Der Garten kann – je nach Anzahl der Kinder – in kleinere Bereiche geteilt werden.
In jedem der vier großzügig geschnittenen Gruppenräume finden sich sämtliche Entwicklungsmaterialien dieser Altersgruppe. Damit ist die Struktur der Betreuungszeit losgelöst von der Verfügbarkeit angebotsbezogener Räume. Die Kinder wählen selbständig die Tätigkeit oder die Materialien, die ihrem derzeitigen Interesse und Forscherdrang entsprechen. Dabei können sie unabhängig von den Pädagog*innen ihre kognitiven, kreativen, sozialen und motorischen Fähigkeiten entwickeln und verfeinern.
In der Sekundarschule sind um einen klassenübergreifenden Marktplatz herum vier Klassenräume angeordnet. Er ist für alle jederzeit zugänglich und mit je zwei Küchenblöcken ausgestattet. Entsprechend der Entwicklungsstufe dieser Altersgruppe unterstützen die Räumlichkeiten die Schüler*innen dabei, den eigenen Platz in der Gemeinschaft zu finden. Den Jugendlichen wird über den Marktplatz der Raum und auch der zeitliche Freiraum gegeben, um gemeinsam und klassenübergreifend an Projekten zu arbeiten. Er ist ein Treffpunkt der Schüler*innen für gemeinsame Arbeit, gemeinsames Essen und Pausen. Er bietet zusätzlich Platz für gruppenübergreifende Besprechungen und Präsentationen. Die Klassen- und Gruppenräume sind mit Schiebetüren zueinander versehen und ermöglichen so ein durchlässigeres Raumgefüge.
Neben den Klassenräumen entstanden verschiedene Fachräume. Darunter ein vollständig ausgestatteter Raum für den Natur- und Technikunterricht. Dieser Raum steht auch der Montessori Fachoberschule Franken zur Verfügung. Im Erdgeschoss kann ein großzügiger Raum für Veranstaltungen um den Musikraum erweitert und mit einer Bühne ausgestattet werden.
Mit der baulichen Einbettung des Neubaus in den natürlichen Geländeverlauf entlang der Dr.-Carlo-Schmid-Straße entstand ein parkähnlicher, öffentlich zugänglicher Freibereich an der Schule. Durch die Erweiterung des Tunnelzugangs zum Ostbahnhof sind die Freibereiche der Schüler*innen von den Verkehrsströmen im Umfeld des Bahnhofs vollständig getrennt.
„Das l-förmige Gebäude schirmt den Freibereich der Kinder vom Bahnhofslärm ab und vermittelt zwischen den bestehenden Gebäuden des MONTESSORI Campus. Die schallschutztechnisch wirksame Klinkerfassade an den Außenseiten steht im Kontrast zu freier geformten Holzfassade, welche sich zum Gartenbereich orientiert. Diese bietet mit ihrer Lamellenstruktur Sicht- und Sonnenschutz für die Kinder und dient gleichzeitig als Rankgerüst für die Fassadenbegrünung. An der Schnittstelle zwischen Garten und Schulgebäude befinden sich großzügige Loggien mit ihren raumhohen Verglasungen, welche witterungsunabhängig genutzt werden können und den parkähnlichen Garten im Inneren erlebbar werden lassen.“
erklärt Andreas Weingut der Dietzinger Architekten GmbH.
Die Hauptmaterialien der Fassade – Holz und Klinker – erfüllen den Anspruch der maximalen Nachhaltigkeit und ökologischen Gesamtausrichtung des Bauvorhabens.
„Die wartungsfreie Klinkerfassade ist außerordentlich nachhaltig und das Holz der Holzfassade wurde als nachwachsender Rohstoff sehr ressourcenschonend eingesetzt.“
so Andreas Weingut.
Als eine der ersten Schulen in Bayern wurde der Neubau in einem Low-Tech-Konzept im KFW 55 Standard erstellt. Hierbei wird auf alle unnötigen technischen Ausstattungen verzichtet. Das nahezu energieautarke Gebäude wird mittels Bauteilaktivierung über Erdwärme beheizt bzw. temperiert. Strom soll zukünftig über eine große PV-Anlage auf dem begrünten Dach gewonnen werden. Alle Klassen- und Aufenthaltsräume werden auf natürliche Weise be- und entlüftet. Damit wird der Einsatz von Lüftungstechnik auf ein absolut notwendiges Mindestmaß reduziert.
Die Höhe der Projektkosten liegen bei 17,5 Mio. Euro. Das Bauvorhaben erhielt eine öffentliche Förderung von 9,45 Mio. Davon ca. 6,67 Mio. Euro durch den Freistaat Bayern und 2,78 Mio. Euro von der Stadt Nürnberg. Der MONTESSORI Förderkreis Nürnberg e. V. muss den Restbetrag in Höhe von etwa 8,0 Mio. Euro finanzieren. Für den Kauf des Grundstücks ist hier ein Anteil von 1,27 Mio. Euro enthalten.
„Wir sind stolz mit einem modernen, ökologischen Gebäude zum Stadtbild Nürnbergs beizutragen. Nun geht es auch darum, das Konzept der eigenen Stromerzeugung umzusetzen. Es ist uns wichtig, auch hier als Bildungs- und Betreuungseinrichtung beispielhaft voranzugehen. Hier stehen wir natürlich vor einer finanziellen Herausforderung, da die gestiegenen Baukosten der letzten Jahre unsere Mittel stark strapaziert haben. Diese Mehrkosten konnten in der Fördersystematik Bayerns leider nicht berücksichtigt werden. Ohne die Unterstützung durch den Verein und die Eltern unserer Schul- und Kindergartenkinder hätte der Bau nicht gelingen können.“
sagt Bauvorstand Aaron von Frantzky.
Das Gebäude soll außerdem für ein größeres Publikum erlebbar sein und einen Mehrwert für die Nachbarschaft bieten. Hierfür sorgen der öffentlich zugängliche Schulgarten sowie zukünftig auch verschiedene kulturelle Veranstaltungen, beispielsweise Konzertabende. Die Veranstaltungen werden voraussichtlich ab dem Frühjahr 2024 stattfinden.
Das MONTESSORI Zentrum Nürnberg – Eine Schule für ALLE
1986 begann die Geschichte des MONTESSORI Zentrums Nürnberg mit einer ersten Klasse. Heute – über 30 Jahre später – besuchen das Zentrum mit seinen offenen und modernen Gebäuden in St. Jobst am Wöhrder See Kinder vom 1. bis zum 17. Lebensjahr. Die Montessori-Fachoberschule Franken, die sich auf dem Campus befindet, betreut Schüler*innen bis zum Vollabitur.
In verschiedenen Einrichtungen des Kinderhauses leben und lernen Kinder verschiedener Altersgruppen: Die 1- bis 3-jährigen in der Kinderkrippe, im Kindergarten die 3 – 6-jährigen, im Hort die Grundschulkinder unserer Schule und in der Mittagsbetreuung Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur sechsten Klasse.
In der Schule lernen die Kinder in altersgemischten Klassen bis zur zehnten Jahrgangsstufe gemäß den reformpädagogischen Ansätzen von Maria Montessori.
Unser Ziel ist es die Kinder entsprechend ihrer Voraussetzungen individuell zu fördern und bis zu dem ihren jeweiligen Fähigkeiten entsprechenden Schulabschluss zu begleiten. Das Lernen sehen wir als aktiven Prozess, der vom Kind ausgeht und Selbständigkeit verlangt und fördert. Die Kinder können ohne Noten, jedoch mit einer ausführlichen Wissensstandsbeschreibung und im eigenen Tempo ihre individuellen Fähigkeiten entwickeln und ihre Persönlichkeit bilden.
Wir setzen unsere Klassen bewusst heterogen zusammen, streben also nicht nach einer möglichst einheitlichen Gruppe, wenn es um persönliche Potenziale, den sozialen Hintergrund oder die ethnische Zugehörigkeit geht. Die Heterogenität in einer „Schule für ALLE“ ist eine Chance, die Möglichkeiten und Grenzen des menschlichen Lebens täglich zu erfahren. Die Kinder lernen voneinander und übereinander. Sie entdecken andere Lebenswelten als die der eigenen Familie und lernen diese zu akzeptieren.
Im Rahmen unserer „Schule für ALLE“ setzt nach dem Qualifizierenden Hauptschulabschluss und der Mittleren Reife nahtlos die Montessori-Fachoberschule Franken an, in der die Jugendlichen bis zum Abitur gelangen können.
gefördert durch: