Heribert Miethaner (lacht):
Bis zum 21. Dezember bin ich noch hier, dann ist meine Zeit im Zentrum vorbei.
Heribert Miethaner:
Es ist ein sehr komisches Gefühl, wenn man alles zum letzten Mal macht. Gerade hatten wir noch eine Besprechung mit dem Leitungsteam und es fühlt sich schon komisch an, wenn nun konkret wird, dass die Entscheidungen zukünftig andere Leute treffen. Ich bin ja schon jetzt als Vorstand abberufen und sitze quasi nur beratend dabei und muss immer sagen, ich bin nicht mehr zuständig, sondern nur ein letztes Mal dabei.
Heribert Miethaner:
Ich konnte mich lange genug drauf vorbereiten und habe diesen Zeitpunkt ja auch selbst gewählt. Das offizielle Rentenalter habe ich noch nicht erreicht, aber ich gehe trotzdem in den Ruhestand, der mit Fertigstellung des Neubaus geplant war. Das wäre ein schöner Abschluss gewesen, aber es gibt immer noch Dinge zu tun. Das übernehmen nun Ramona Specht und Paul Kraft, die sich meine bisherigen Aufgaben teilen. Mit Frau Specht arbeite ich schon mehrere Monate zusammen, Herr Kraft ist seit zwei Monaten da. Es ist also kein so ein abrupter Übergang, sondern schon sehr gleitend. Deswegen habe ich keine Probleme gut loszulassen.
Heribert Miethaner:
Fast 15 Jahre lang, angefangen habe ich 2009. Ich bin eingestiegen als Geschäftsführer und 2014 gab es eine Satzungsänderung.
Von da an gab es zwei hauptamtliche Vorstände. Aaron von Frantzky hat die Aufgaben für Bau- und Gebäudemanagement übernommen, und ich habe mich um den Rest gekümmert.
Heribert Miethaner:
Mein Vorgänger ist abberufen worden. Die Stelle wurde kurzfristig ausgeschrieben, und ich habe mich beworben. Dann ging alles relativ schnell. Ich kann mich noch erinnern, ich glaube, ich bin am Samstag angerufen worden und am Sonntag hatte ich dann schon das Vorstellungsgespräch und am nächsten Freitag oder Samstag wusste ich schon, dass ich die Stelle habe.
Heribert Miethaner:
Nein, ich hatte bis dahin wenig Berührungspunkte. Ich bin zwar Pädagoge, habe im Studium also schon sicherlich mal etwas darüber gehört, aber nur am Rande. Ich musste mich dann auch erstmal auf alles einstellen, was Montessori eigentlich bedeutet. Mit Schulfinanzierung kannte ich mich aus. Ich hab nur die ersten Jahre pädagogisch gearbeitet und bin dann über Leitungspositionen schließlich in der Geschäftsführung unterschiedlicher Bildungseinrichtungen gelandet.
Heribert Miethaner:
Weil ich das Zentrum nach außen hin vertreten habe. Wir sind schon viel unterwegs gewesen in der Politik oder auch in der Gemeinschaft Freier Schulen, in der die Reformpädagogischen Schulen in Nürnberg vertreten sind. Da muss man zumindest wissen, was die Besonderheiten der Montessori-Pädagogik sind. Für meine Position musste ich aber keine Zusatzqualifikation absolvieren, ich habe ja nicht mit Kindern, sondern mit Zahlen gearbeitet.
Heribert Miethaner:
Den Bau an sich würde ich jetzt gar nicht so in den Mittelpunkt rücken. Meine Aufgabe war es vielmehr dafür zu sorgen, dass wir mehr Plätze für Kinder anbieten können. Das zieht sich von der Krippe bis zum Schulabschluss. Dafür musste ich schauen, dass genügend Geld da ist, dass genügend Personal da ist, dass der Rahmen steht, damit die Pädagogen arbeiten können, also finanziell, organisatorisch und rechtlich. Ich habe mich deshalb viel mit schulrechtlichen Fragestellungen auseinandergesetzt. Beim Kinderhaus war es das Gleiche. Der Kontakt zu den Ämtern natürlich, zur Regierung, zum Bezirk, wenn es um die Inklusion geht, zu den politisch Verantwortlichen, zur Stadt.
Heribert Miethaner:
Schwer zu sagen, einfacher ist es zu sagen, was am wenigsten Spaß gemacht: die ständige Auseinandersetzung mit Regierungen ums Geld. Da wurde immer so getan, als würden wir versuchen, sie über den Tisch zu ziehen. Dabei ging es immer um Finanzmittel, die uns zustehen. Das war nervig. Da musste man schon den Mut haben, dem Juristen von der Regierung entgegenzutreten und zu sagen, er liest das Gesetz falsch!
Heribert Miethaner:
Das Elternmagazin gab es schon vor meiner Zeit. Ich fand das von Anfang an ein echt tolles Angebot. Das macht uns einzigartig in der Montessori-Landschaft. Das ist eine Besonderheit, die auch Eindruck hinterlässt. Ich habe sehr gerne immer ein paar Ausgaben zu Gesprächen mit der Politik mitgenommen und betont, dass das eine Elterninitiative ist: Lest euch das mal durch und dann wisst ihr, welcher Geist bei uns herrscht.
Heribert Miethaner:
Am Anfang hat mich die Diskussionsfreudigkeit in den Mitgliederversammlungen überrascht. Es wurde gemeinsam hart um die besten Entscheidungen gerungen. Man hat sich als Montessori-Familie erlebt, das Zentrum als eigenes Projekt. Das ist stark zurückgegangen.
Heute werden wir mehr als Dienstleister gesehen. Die Erwartungshaltung an uns ist eine andere. Die Ansprüche sind höher. Das verändert auch die Aufgaben in der Geschäftsstelle. Ich will das gar nicht werten. Die Menschen, die die Grundschule aus einer Elterninitiative heraus aufgebaut haben, sind aus dem Zentrum sukzessive herausgewachsen und die nachfolgenden Generationen haben nicht mehr diese ganz enge Verbundenheit. Dennoch gibt es immer noch viele Eltern, die sich stark engagieren, aber es trifft einfach nicht mehr auf alle zu.
Heribert Miethaner:
Wir stecken mitten in einem Veränderungsprozess.
Mit zwei Gebäuden, entwickeln sich Schüler*innen und Lehrkräfte nicht nur räumlich auseinander. Als ich angefangen habe, hatten wir ein Gebäude. Da war alles beieinander. Jetzt hat die Krippe ein eigenes Gebäude, der Kindergarten im Neubau einen eigenen Bereich, der Hort sein eigenes Gebäude. Es ist also letztendlich so, dass sich die Einrichtungen ein Stück weit emanzipieren können.
Als ich angefangen habe, war die Geschäftsstelle, so ein kleiner Nebenraum in der Grundschule. Und noch bevor ich richtig angefangen hatte, hat man mich auf einer Mitarbeiterversammlung gefragt, wie lange es denn dauert, bis ich aus dem Büro rausgehe, damit die Grundschule ihren Raum zurückbekommt. Heute haben wir eine eigene Personalabteilungen, Buchhaltung, wir machen alles im Haus, geben nichts mehr nach draußen. Im Zentrum insgesamt haben doppelt so viele Mitarbeitende wie damals, fast 160. Es ist alles sehr stark gewachsen. Die Mittlere Reife war noch eine Teilgruppe damals, aber die Grundschule war mit 200 Kindern damals schon stark, die Sekundarstufe war deutlich kleiner als sie jetzt ist.
Heribert Miethaner:
Ich hatte mir vorgenommen, den Pädagogen ein Feld zu bereiten, in dem sie gut arbeiten können, und das, glaube ich, habe ich gut hingekriegt. Trotz unseres Wachstums, der ja auch immer Einschränkungen bedeutet, weil dann oft anderswo das Geld fehlt. Wir haben mittlerweile ein Riesenzentrum hier, indem es dennoch gelungen ist, eine Art Zusammengehörigkeit zu erhalten. Das war für uns ein Ziel.
Ich sage bewusst uns. Meine Aufgabe war lediglich, dafür zu sorgen, dass wir die Ideen aus dem Leitungsteam entsprechend umsetzen und finanzieren können. Der neue Schulbau ist schon eine hohe Belastung, und ich hinterlasse meinen beiden Nachfolgern kein leichtes Amt.
Heribert Miethaner:
Was ich vermissen werde, ist die Dynamik im Zentrum und die Vielfalt der Arbeit. Also es gab nie Langeweile. Es gab jeden Tag was Neues und es gab einfach eine ungeheure Breite an Arbeitsfeldern, in denen man da unterwegs sein musste. Und ich hatte natürlich eine tolle Mannschaft, besser gesagt vor allem eine tolle Frauschaft, die das Ganze mitgetragen hat. Das wird mir fehlen.
Heribert Miethaner:
Was ich auf gar keinen Fall möchte, ist als „Elder Statesman“ den neuen Vorständen über die Schulter zu schauen und g‘scheit daher zu reden. Es wird mit Sicherheit Punkte geben, zu denen Fragen auftauchen, dafür bin ich natürlich ansprechbar. Und ich bin weiterhin Mitglied im Verein. Darüber werde ich dem Zentrum noch etwas verbunden bleiben. Ansonsten werde erstmal versuchen, ein bisschen runterzukommen und zu entspannen, weil die letzte Zeit schon sehr stressig war, mit Corona und dem Bau. Das ging an die Substanz.
Ich werde viel Kultur genießen. Vielleicht engagiere ich mich noch im Regionalverband Montessori Nordbayern, den hatte ich 2013 mit angeschoben.
Heribert Miethaner:
Dass sich alle gut konsolidieren können. Das ist eine große Herausforderung, diesen Veränderungsprozess zu meistern.
Ich wünsche, dass sich das Ganze jetzt festigt, damit wieder ein bisschen Ruhe einkehrt und natürlich, dass das Zentrum die Chance nutzt, sich weiterzuentwickeln. Ich das Zentrum hat jetzt eine Größe und Wucht erreicht, mit der man auch noch viel stärker nach außen wirken kann. Es kann heute keiner abschätzen, wie die Schul- und Kinderhausentwicklung in den nächsten 10 Jahren sein wird, weil so viel von der Politik abhängig ist. Ich hoffe es gelingt, unsere Stärke dann in die Waagschale zu legen.
Das Interview führte Anette L. Dieser Beitrag erschien erstmalig in der Ausgabe 1-2024 des Elternmagazins MONTi CARLO. Das Magazin MONTi CARLO entsteht ehrenamtlich mit und von Eltern des Montessori Zentrum Nürnberg. Es erscheint zweimal im Jahr im Februar und Juli.
gefördert durch: