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Resilienz

Das Wort Resilienz klingt ähnlich wie die oft gebrauchten Begriffe Resistenz oder Rekonvaleszenz, wobei die letzten in der Tat wichtige Aspekte der Resilienz-Definition umfassen, nämlich Widerstandsfähigkeit und Genesung. Resilienz beschreibt man als eine „innere Kraft zur seelischen Genesung“, die Fähigkeit, erfolgreich mit belastenden Lebenssituationen umzugehen.

Was macht die Kinder, die mit unsicheren und schwierigen Lebensbedingungen, wie Armut, Gewalt, instabile Familiensituation konfrontiert werden, so stark, dass sie die Schwierigkeiten nicht nur bewältigen, sondern sich auch positiv und kompetent weiterentwickeln? Welche „Risiko- und Schutzfaktoren“ innerhalb und außerhalb des Kindes beeinflussen die Resilienz?

Resilienz umfasst ein komplexes Zusammenspiel aus Eigenschaften des Kindes und seiner Lebensumwelt. Es ist keine angeborene persönliche Begabung, sondern eine im Verlauf der Entwicklung erworbene Fähigkeit. Diese bleibt jedoch nicht lebenslang konstant, sondern variiert über Zeit und Situationen hinweg und kann durch eine kompetente Unterstützung wiedererlangt und erhalten werden. Eine besondere Aufmerksamkeit brauchen die Kinder in den „verletzbaren“ Phasen von Entwicklungsübergängen, wie der Übergang in den Kindergarten bzw. in die Grundschule oder in der Pubertät.

Als der wichtigste Faktor für Stärkung der Resilienz erweist sich immer wieder eine enge, positiv-emotionale und stabile Beziehung des Kindes zu mindestens einer Person, die durch Wertschätzung, Respekt und Akzeptanz dem Kind gegenüber gekennzeichnet ist. Das soziale Umfeld des Kindes, z.B. Freundeskreis, Umgebung im Kindergarten oder in der Schule, ist ebenfalls prägend für die Resilienz. Daher ist eine Zusammenarbeit zwischen den Eltern und pädagogischen Kräften für eine erfolgreiche, auf die Resilienzstärkung gerichtete Förderung des Kindes unabdingbar.

Die moderne Resilienzforschung befasst sich nicht nur mit Bewältigungsproblemen, sondern vielmehr mit dem Bild vom Kind als aktiven „Bewältiger“ und Mitgestalter seines Lebens, was einen engen Bezug zu dem von Maria Montessori in ihrem Bildungskonzept geprägten Bild des Kindes als Baumeister sich selbst erkennen lässt. Resultierend aus eigenen Beobachtungen und Studien hielt Maria Montessori alle wichtigen Förderungsaspekte im Rahmen ihres pädagogischen Konzeptes fest, wie sie auch die moderne Resilienzforschung hervorhebt. Sie setzte auf Unterstützung der Selbstständigkeit und des Selbstbewusstseins des Kindes, hob dessen Eigenwillen, Gefühlsbewusstsein hervor. 
Montessori legte großen Wert darauf, dass Kinder ihre Wünsche und Ziele, ihre Fantasie und Kreativität bewusst und mit allen Sinnen erkennen sowie wahrzunehmen und durchsetzen lernen. Hierbei gab sie den Erziehern eine wichtige Rolle als aufmerksame Zuhörer und Beobachter, die eine offene, echte und klare Stellung dem Kind gegenüber einnehmen, und es optimal in seiner Entwicklung zu einer starken und selbstbewussten Persönlichkeit fördern.

„Wir müssen das Kind darin schulen, seine Lebenssituation bewusst zu erfassen, zu analysieren und in Zusammenhängen zu erkennen. Das Kind darf sich in der Beobachtung seiner Lebenssituation nicht als teilnahmsloser Außenstehender fühlen, sondern es muss dahin geführt werden, dass es sich selbst als handelnder Mittelpunkt seiner Lebenssituation erkennt.“ (Maria Montessori)

Ausgabe 01/2011, Autor: Svetlana Unkuri

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